Presseerklärung des VBE-MV - 25.01.2022

Bis 2030 fehlen bundesweit mindestens 81.000 Lehrkräfte!

In Deutschland existiert ein massiver Lehrkräftemangel. Eine vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) bei Prof. i. R. Dr. Klaus Klemm in Auftrag gegebene wissenschaftliche Untersuchung zeigt, wie sich Lehrkräftebedarf und tatsächliches -angebot in Deutschland bis 2030 entwickeln werden.
Der Vorsitzende des VBE-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommerns, Michael Blanck, kommentiert anlässlich der heutigen Veröffentlichung der Expertise: „Mit dem Lehrkräftemangel stehen wir vor einem der derzeit größten Probleme im Schulbereich, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser stellt eine massive Bedrohung für Bildungsqualität, -gerechtigkeit und die Zukunft unseres Landes dar. Die größten Herausforderungen, mit denen Schule aktuell konfrontiert ist und künftig konfrontiert sein wird, – Corona-Pandemie, Integration, Inklusion, Digitalisierung, Ganztagsbeschulung – werden ohne Bereitstellung der erforderlichen personellen Ressourcen nicht zu lösen sein. Leider sieht die Realität auch in Mecklenburg-Vorpommern so aus, dass die Lehrkräfte schon seit langem und nochmals verstärkt durch die Pandemie an oder oberhalb ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Ausgeschriebene Stellen können nicht voll umfänglich besetzt werden. Der Anteil durch Personen im Seiteneinstieg, auf die wir auch aus diesen Gründen derzeit nicht verzichten können, ist konstant hoch. Die notwendige individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen in der Regel nicht mehr leistbar, was sich auch bei dem sogenannten Aufholprogramm bemerkbar machen wird. Der Lehrkräftebedarf vor allem in Verbindung mit dem entsprechenden -angebot dürfen von der Politik nicht länger schöngerechnet werden.“

Vor dem Hintergrund der heute vom VBE Bundesverband veröffentlichten Expertise erwarten wir von der Politik unverzüglich offenzulegen, wie groß die Lücke zwischen Lehrkräftebedarf und Neuangebot an Lehrkräften bis 2030 in unserem Land wirklich ist und welche zusätzlichen personellen Ressourcen für Ganztag, Inklusion und die Unterstützung von Kindern in herausfordernden Lagen benötigt werden. Blanck abschließend: „Diese Parameter fanden derzeit in den Veröffentlichungen der Bildungsministerien der einzelnen Länder zum Lehrkräftebedarf keine bzw. wenig Berücksichtigung. Wenn man dann noch dringend notwendige Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes wie z.B. mehr Anrechnungsbedarf, kleinere Lerngruppen und eine Absenkung der Unterrichtsverpflichtung einkalkuliert, wird der Bedarf noch größer. Es wäre aber ein Trugschluss zu glauben, dass man auf diese Maßnahmen aufgrund des Bedarfes verzichten müsste. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn auch erst das Loch der offenen Stellen größer werden könnte, wird man durch eine Attraktivitätssteigerung mehr Personen für ein Lehramtsstudium und für den Einstieg in diesen Beruf gewinnen können. Deshalb muss jetzt gehandelt und eine Attraktivitätsoffensive gestartet werden. Neben dem Konkurrenzkampf zwischen den Bundesländern um neue Lehrkräfte wird durch den allgemeinen Fachkräftemangel auch die Wirtschaft immer lukrativer für Lehramtshochschulabsolventen, was zu einer weiteren Verschärfung durch fehlende Bewerbungen auf ausgeschriebene Lehrerstellen sorgen könnte. Den Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern in den sogenannten MINT-Fächern spüren wir schon heute in Mecklenburg-Vorpommern sehr deutlich, der künftig zu großen Problemen in der Absicherung der Unterrichtsqualität dieser Fächer führen wird. Leider ist nach wie vor auch zu wenig getan worden, um das Lehramtsstudium praxisnäher zu gestalten. Derzeit kommen noch viel zu wenige von denjenigen, die ein Lehramtsstudium aufnehmen, auch in den Schulen an. Deshalb erwarten wir, dass die Landesregierung umgehend eine Strategie aufzeigt, wie sie die zu erwartende personelle Unterdeckung beseitigen will. Es geht hier auch um die Zukunft Mecklenburg-Vorpommerns.“

Weiterführende Links:
Expertise
Tabellenverzeichnis
Presseerklärung VBE-MV
Presseerklärung des VBE-Bund

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