21.09.2019 Norddeutscher Lehrertag

Ein Tag der Zurüstung und offenen Fragen - 160 Lehrerinnen und Lehrer aus sechs Bundesländern beim Norddeutschen Lehrertag in Schwerin zur Digitalisierung an Schulen. „Die Praxisnähe für meinen täglichen Unterricht und der unmittelbare Nutzen für meine Arbeit kann ich nicht hoch genug herausstellen!“ fasste die Gemeinschaftschullehrerin Martina Heisler aus Schleswig-Holstein den Besuch des Norddeutschen Lehrertages in Schwerin zusammen. Von einer echten Zurüstung und einem großen Gewinn sprachen auch andere Kolleginnen und Kollegen, die in den neun workshops zur Digitalisierung ihre Kenntnisse vertieft und neue Kompetenzen erworben hatten.Das Angebot der Fortbildung reichte von Anleitungen zur Bedienung des Smartboards bis hin zur Vorstellung geeigneter Apps für den Unterricht. Eine breite Palette hilfreicher Tools, den Unterricht digitaler zu machen, ein vertiefendes Seminar darüber, wie Digitalisierung Inklusion unterstützt und nicht zuletzt auch die Aufklärung zu digitalem Missbrauch bei Mobbing und Sexting. Kompetente Referentinnen und Referenten aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hamburg machten den Tag zu einem hilfreichen Instrument für Lehrerinnen und Lehrer. In den Grußworten klangen deutliche Töne zum Status Quo der Digitalisierung an. Während die Bildungsministerin des Landes die Digitalisierung weiter zur Chefinnensache erklärte und die unterschiedliche Ausstattungslandschaft an den Schulen anerkannte, machte sie mit Nachdruck deutlich: „Eines ist mir klar: Sie brauchen die Werkzeuge an der Schule!“ Sie bekannte sich damit deutlich zur Verantwortung des Arbeitgebers, gemeinsam mit den Schulträgern für eine schnelle und effektive digitale Versorgung zu sorgen. Mit diesem Satz verkürzte sie allerdings das große Projekt auf die Auslieferung von Hard- und Software in die Klassenzimmer. Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, ergänzte daher prompt: Wir brauchen nicht nur dringend die Hardware, wir brauchen darüber hinaus eine Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte und tragfähige Konzepte. Seit die Digitalisierung ein Thema in der Bildung sei, fordere der VBE, „dass alle Lehrkräfte ein bezahltes, qualitativ hochwertiges und stetig evaluiertes, optimiertes Fortbildungsangebot“ erhalten müssen. Und zwar innerhalb der Dienstzeit. Michael Blanck, Landesvorsitzender des VBE in Mecklenburg-Vorpommern erinnerte die Ministerin, dass alle Anwesenden freiwillig und in ihrer Freizeit hier säßen und die Fortbildung des VBE nutzten – nicht zuletzt, weil es von Seiten des Arbeitgebers davon zu wenige gäbe. Nicht nur gute Fortbildungsangebote in der Dienstzeit auch die Einheitlichkeit der Ausstattung sind nötig, damit das Fortbildungskonzept sinnvoll wird, hob Blanck hervor. Einig waren sich alle Gastrednerinnen und -redner: Beim Thema Digitalisierung bleiben noch viele offene Baustellen, auf denen schnell und effektiv gearbeitet werden muss. Im ersten Hauptvortrag wies die Rechtsanwältin Frau Gesa Stückmann auf die Dringlichkeit von Medienkompetenz bei Schülerinnen und Schülern hin. Mit eindrücklichen Erfahrungsberichten konnte sie aufzeigen, dass die Digitalisierung der Lebenswelt junger Menschen Gefahren birgt, die jeden betreffen können. Nur durch eine angemessene Medienbildung können Lehrkräfte sensibilisiert und Heranwachsende dagegen stark gemacht werden. Ihr Engagement um die bundesweite Ausbildung von Medienscouts fand im Auditorium reges Interesse und zeigte einen Weg auf, den Lernort Schule durch Aufklärung und Kompetenzbildung immun für digitalen Missbrauch zu machen.

Dr. Lea Schulz aus Schleswig-Holstein schlug mit dem Begriff DiKlusion den Bogen von der Digitalisierung zur Inklusion. Für viele der Anwesenden waren die praxiserprobten Tipps für den Einsatz digitaler Medien auf dem Weg zu einer erfolgreichen Inklusion neu und die theoriegeleiteten Hintergrundinformationen hilfreich.

Wenn Lehrertage des VBE eine solche brauchbare Fülle an Infomationen und Praxistipps bereithalten, dann müssen sie weiterhin regelmäßig stattfinden und dann lohnt es sich auch für uns Kolleginnen und Kollegen weit anzureisen“, bemerkte Quint Gembus, der Rektor einer Oberschule aus Niedersachsen, der aus dem Harz nach Schwerin angereist war.

Gottfried Hägele

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