PISA – Deutschland verpennt die Zukunft

„Wen die gestern veröffentlichten Ergebnisse von PISA 2022 überrascht haben, war lange Zeit nicht in den Schulen vor Ort und hat die Problemlage nicht erkannt.“, kommentiert der Landesvorsitzende des Verband Bildung und Erziehung Mecklenburg-Vorpommern (VBE M-V), Michael Blanck, die Diskussion nach der gestern veröffentlichten Auswertung. Blanck weiter: „Das war doch mit langer Ansage vorherzusehen. Nach der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 sind die Verantwortlichen in der Politik in eine Schockstarre, einer Art Koma, verfallen, aus der man immer nur kurzzeitig erwachte, um halbherzige Maßnahmen einzuleiten und einzelne Brandherde zu löschen. Zu diesem Zeitpunkt hätte man noch handeln können, denn der Lehrkräftemangel, mit dem wir es heute zu tun haben und der maßgeblich zu diesen Ergebnissen beiträgt, war schon Anfang des Jahrhunderts absehbar.“ Der VBE M-V hatte bereits seit dem Jahr 2000 immer wieder darauf hingewiesen, dass nach dem damaligen Lehrkräfteüberhang ein Lehrkräftemangel kommen wird, der sich problematisch auf die Bildung der Schülerinnen und Schüler auswirken wird. Passiert ist leider nichts.

Der Landesvorsitzende des VBE sieht leider auch keine positive Prognose für die Zukunft. Blanck: „Wir haben ja nicht nur einen Lehrkräftemangel, sondern in vielen oder gar allen Bereichen einen Fachkräftemangel. Und dieser beginnt immer in den Schulen. Wir können es uns doch nicht leisten, Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss oder unzureichende Kenntnisse aus den Schulen zu entlassen. Dazu kommt eine hohe Zahl von Studien- oder Ausbildungsabbrechern. So gehen uns Fachkräfte verloren, die wir dringend brauchen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Schülerinnen und Schüler, die während der langen Phasen des Distanzlernens in den Grundschulen waren, erst in einigen Jahren ihre Schulabschlüsse machen werden. Die mit dem Distanzlernen einhergehenden Probleme beim Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen sind noch lange nicht behoben.“

Aus Sicht des VBE gilt das Prinzip Fördern und Fordern dringender denn je. Dazu benötigen wir aber die entsprechenden Voraussetzungen in den Schulen: sächliche, räumliche und vor allem personelle. Das mahnt der VBE seit Jahren an. So stellt der VBE-Landesvorsitzende abschließend fest: „In den Schulen hat die Uhr schon lange 12 geschlagen. Das Kind ist in den Brunnen gefallen und fast vor dem Ertrinken. Leider stehen die Verantwortlichen häufig nur gestikulierend am Brunnenrand anstatt das Kind zu retten. Wir brauchen endlich einen gemeinsamen PISA-Ruck von Bund, Ländern und Kommunen, um noch zu retten, was zu retten ist. Wir benötigen dabei keinen Wumms oder Doppelwumms, sondern mittlerweile eine ganze Wummserie. Wenn nicht gehandelt wird, wird Deutschland nicht mehr lange zu den größten Volkswirtschaften der Welt zählen. Es reicht nicht, sich künftig auf die Künstliche Intelligenz (KI) zu verlassen. Wir benötigen auch eine natürliche Intelligenz. Und dafür werden die Grundlagen in den Schulen gelegt. Sonst werden uns Filmszenarien, bei denen Maschinen die Menschen beherrschen, viel früher ereilen, als wir uns heute ausmalen.“

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